Mittwoch, 29. September 2010

Manchmal, da ist das einfach so!

Einer unserer little Puppys ist gestorben …Lena meinte dann, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass er auch wirklich tot ist: „ will sich noch jemand vom Hund verabschieden? Sonst schmeiß ich den jetzt weg!“ =D…unser Bewusstsein für die ganzen Dinge hat sich jetzt schon ganz schön gewandt, das merkt man jeden Tag aufs Neue. Jo(praktisch mein kleiner Bruder) hat dann immerhin den letzten überlebenden Puppy mit der Bibel und einer feierlichen Zeremonie auf „Lotti“ getauft und schreit seitdem jeden Tag aus voller Röhre dem Hund hinterher =D….als ich ihn fragte, ob der Hund denn überhaupt schon weiß , dass er so heißt, antwortet er nur :“ ja klar! Ich Hab ihn doch so getauft =D=D … und außerdem hab ichs ihm doch gesagt!“ Ich wollte ihn ja Rollmops oder Schwibbelschwabbel nennen, denn er ist echt verfressen und manchmal kugelrund, aber meine Namen haben irgendwie nicht son Anklang gefunden …obwohls doch ganz schön gewesen wäre, wenn man die Familie Ayembilla ihre Hunde Rollmops oder Schwibbelschwabbel rufen hören würde =D..

Familie, Arbeitsplatz und andere Kulturen:
Das ich mich hier in der Familie wirklich sehr wohl fühle, hab ich ja schon erzählt und wenn ich das sage , dann mein ich das auch so! Auch Daniel (Dada) scheint mich zu mögen ;)….Eines Morgens meinte er zu mir: „Annika, I like the way you are!“….und den darauf folgenden Tag, kurz vor der Abfahrt nach Nawdoli meinte er dann noch: „I like the way you’re speaking!“… =)
Am Samstag waren wir also in Nadowli, einer Nachbarstadt von Jirapa, in der es ein weiteres Projekt gibt, welches sich mit AIDS-kranken Kindern und Waisen beschäftigt. Wir fuhren also nach Nadowli, um die wenigen Eltern dieser Kinder zu treffen.
Die Kinder selber lernen wir erst diese Woche Samstag kennen, letzten Samstag waren nur die Eltern dran, die aber auch alle infiziert sind, jedoch sehr nett waren und auch sehr froh, dass wir mit ihren Kindern arbeiten wollen. Ich finde dieses Projekt wirklich toll und werde deshalb sehr wahrscheinlich nicht in Jirapa bleiben .Ursprünglich sollte ich ja den ICT – Unterricht machen, aber ich wollte unbedingt in das Projekt in Nawdoli.. Was mir noch ein bisschen schwer im Magen liegt, ist die Tatsache, dass Weltwärts will, dass 2 Freiwillige ganz nach Nawdoli ziehen, ich aber wirklich gerne in der Familie bleiben will. Wenn ich alle nur am Wochenende sehen könnte, wäre das so was von schade! ….ich hab jetzt schon alle soo mega, lieb gewonnen. Jeden Einzelnen. Auch der jüngste Spund hier, Jo, einer der Söhne (16) ist mir schon richtig ans Herz gewachsen. Wir sitzen am Wochenende stundenlang auf dem Sofa rum und gucken schlechte Dance Shows oder Checki Chan- Filme oder was auch immer, spielen Gitarre, Klavier, oder gucken Fotos. Er ist schon wie mein kleiner Bruder und ich bin echt traurig, dass er am Montag wieder nach Tamale fahren musste, weil dann die Schule wieder begonnen hatte. Das nächste Mal werden wir uns dann erst im Dezember sehen =/…..


28.9.: Dienstags= Arbeitstag =/….Bevor ich ganz nach Nawdoli ziehe und noch ein bisschen Zeit habe, helfe ich jeden Dienstag und Donnerstag im Office von Daniel mit. Während wir auf Daniel warteten, hörte ich plötzlich ein lautes Geschrei. Das kam irgendwo aus einem Gang / dünnen Weg auf der anderen Seite der Straße. Plötzlich wurde es auch ganz voll und immer mehr Leute kamen dazu. Ich war total irritiert, was denn jetzt los ist. Tatsächlich ist genau in diesem Moment ein Mann gestorben, einer unserer Nachbarn, der wohl krank war( man sagt, er hatte immer einen riesigen, aufgeblähten Bauch gehabt). Innerhalb von Minuten kamen die Leute von Nah und Fern und schrien und weinten fürchterlich laut los….das war echt krass! Heute wurde der Mann dann abgeholt, um begraben zu werden und dann wurde es auch noch mal voll auf den Straßen und die Feuerwehr hat dafür noch mal richtig Krach gemacht!!! Wenn hier Jemand stirbt, so wie unser Nachbar gestern, dann setzt ihn die Familie auf einen Stuhl vor das Haus, sodass sich alle von dem Toten verabschieden können. Am nächsten Tag wird der Tote dann abgeholt und begraben. Ich hab unseren Nachbarn zum Glück nicht tot gesehen, aber auf die Dauer wird uns das hier wohl nicht erspart bleiben !


Auch die Armut hier ist schwer zu beschreiben. Einerseits springt sie mir gar nicht so ins Auge, wie ich es erwartet hatte, da die Leute so fröhlich und freundlich sind, andererseits findet man immer wieder Momente, in denen einem wirklich bewusst wird, dass wir hier bei den Ayembillas, mit richtigen Steinwänden, Strom und reichlich Essen in einem sehr reichen Haushalt leben! ….Auf dem Rückweg von Nadowli nach Jirapa zum Beispiel, haben wir anhalten müssen, weil Eric vergessen hatte, Okru zu kaufen ….als wir am Straßenrand standen hab ich ein kleines Mädchen beobachtet, das keine Schuhe hatte, keine Hose , sondern nur ein Unterhemd, was viel zu groß war und das hatte auch noch Löcher !....viel zu krass, sie lief in sonem hohen Gebüsch rum und hat eine Ziege angebunden. Aber auch gestern, als ich mit Lena durch den Busch gelaufen bin, um zum Volleyballfeld zu kommen, habe ich so viele Menschen gesehen, die echt praktisch NIX hatten. Am Volleyballfeld haben wir dann ein paar Kinder kennengelernt, darunter auch zwei kleine Jungs, die waren auch echt arm. Die Klamotten von beiden waren voller Löcher. Aber nett waren sie alle male ;)…..sie haben uns sogar nach Hause begleitet, weil sie einfach nix zu tun hatten.


….Achja, die Erste von uns hatte auch schon Malaria!...Ich kann jetzt zwar selber nicht aus Erfahrung sprechen, aber in Deutschland wird das echt mega hochgespielt! Klar lag Tina 4 Tage flach, aber es ist nicht so, also würde man fast sterben! Also macht euch keine Sorgen um mich, wenn ich mal Malaria bekommen sollte ( und dazu müssten mich erstmal die Mücken stechen)…dann werde ich es auch überleben ;)….Wie geht’s euch denn Zuhause so ? …

Hinter unserem Haus

Ich und der letzte kleine Puppy "Lotti"

Schulkinder in unserem Hof (Stina und ich)

unser Wasservorrat

Essplan

Lan-party von Jo (rechts im Bild)

Jo, Mama, sister Fosti in unserem Wohnzimmer

Schulkinder in unserem Hof beim Lunch

Betti, ein Freund von Jo und Jo vorm PC

Ich =)

2 Kommentare:

  1. Hallo, liebe Annika!

    Uns geht es wirklich gut und es ist immer wieder schön wieder zu hören und auch zu lesen wie gut es Dir geht.
    Am kommenden Dienstag hole ich mit Fiona Deine Mama u. Deinen Dad vom Flughafen ab. Ansonsten gibt es noch so einiges zu erzählen.Dazu jedoch später etwasw mehr.

    Fühl Dich ganz doll gedrückt. Viele Grüße
    Fiona, Holger und ich

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  2. Hi Annika,

    super viel Danke für Deine schönen interessanten lustigen Berichte!

    Kannst Du mal noch erklären, wie Face the wall schmeckt??

    Beste Grüße
    Torsten

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