Donnerstag, 16. Juni 2011

Die Polizei, mein Freund und Helfer ?

Trotz der Widerstände der ghanaischen Seite, einen Text über dieses Thema in meinem Blog zu veröffentlichen, muss ich hier einfach mal etwas über die ghanaische Polizei schreiben. Wenn die Menschen über Afrika sprechen, fallen meistens Begriffe, wie: Armut, AIDS/HIV, Hunger, wenig Bildung usw. Wenn man dann mal etwas genauer überlegt, dann kommt einen auch ein ganz anderes Wort in den Sinn: Korruption.
Und genau da drüber möchte ich euch heute etwas erzählen.
Korruption, ein heikles Thema. Man muss nur die Augen aufmachen und man kann an einem Tag mindestens 1 Situation erleben, in der es Schmiergeld, oder wie ich es nenne, „Taschengeld“ für die Polizisten gibt.
Es ist so verdammt einfach, die Polizei zu bestechen, was manchmal, so muss man es ehrlich zugeben, auch ganz praktisch sein kann, aber auf der anderen Seite weiß auch jeder hier, dass man sich auf die Polizisten wenig verlassen kann, besonders, wenn kein Geld im Spiel ist.
Die meisten „Ordnungshüter“ ( ich würde jetzt gerne „alle“ schreiben, denn ich kenne ja nicht alle Polizisten, jedoch habe ich noch nie eine Ausnahme gesehen) machen sich an ihrer Arbeitsstelle einen schönen Tag. Auf dem Weg nach Wa zum Beispiel, gibt es eine Polizeisperre, neben der sich ein Platz befindet, auf dem Betten mit Matratzen stehen, die nicht nur zum kurzen Nickerchen gebraucht werden, sondern zum ganz-täglichen Schönheitsschlaf. Wenn die Herrschaften sich also nicht faul auf der Matratze räkeln, dann stehen sie am Straßenrand und sammeln sich nach Lust und Laune ein wenig Taschengeld zusammen. Einfach so.
Was ich hier schreibe, scheint vielleicht ein bisschen übertrieben zu klingen, aber ich habe mit mehreren Ghanaern über dieses Thema gesprochen und sie haben mir das leider alles bestätigt.
Hat man das Glück, an dieser Polizeisperre ungeschoren davon gekommen zu sein, ist es vor allem für die Trotrofahrer unmöglich, nach Wa rein zufahren, ohne der Polizei was in die Hand zu drücken.
Seit Jahren herrscht unter den Fahrern das Gerücht, dass man bei der Durchfahrt am besten gleich anhält und was bezahlt. Natürlich gibt man das Geld nicht so offensichtlich über, sondern versteckt es zwischen seinen Fahrzeugpapieren, oder seinem Führerschein. Ein Aufwand, denn man sich auch eigentlich sparen könnte, denn jeder weiß es.
Trotzdem, die Fahrer haben Angst, dass den Polizisten irgendwas nicht passen könnte und dann kann es ziemlich schnell ganz schön schlecht aussehen. Dann fällt der Policewoman plötzlich ein, dass man ja gar keine Tiere auf dem Dach transportieren darf, oder der Policeman findet irgendwas am Trotro nicht mehr gut genug und zack ist der Kleinbus auch schon auf der Polizeiwache und es ist den Busfahrern beinahe unmöglich, den hohen Betrag ( der natürlich auch wieder einiges an Schmiergeld beinhaltet) zu bezahlen. Da sind sie skrupellos und alle unter einer Decke. Dabei ist der Job des Polizisten hier gar nicht schlecht bezahlt. Ca 700 Cedis ( 350 Euro) bekommen diese im Monat. Für ghanaische Verhältnisse gar nicht schlecht. Trotzdem nehmen sie den Menschen ihres Landes immer wieder das Geld aus den Taschen, weil sie wissen, dass sie durch ihre Arbeit einen gewissen Status haben.
So wie die Busfahrer also glauben, sie müssten jedes Mal bei der Polizeisperre anhalten und einen Cedi abdrücken, glauben die Polizisten, dass sie etwas Besseres sind und sich so einiges erlauben können. Mal ein paar stories:
Wenn Franziska und ich mit dem Motorrad die Polizeisperre passieren, werden wir jedes Mal angehalten. Aber nicht, weil wir keine Helme tragen, unseren Führerschein nicht dabei haben, oder wir keinen blassen Schimmer haben, wo sich die Motopapiere befinden, nein, wir werden angehalten, weil die Polizei unsere Telefonnummern haben will, oder dämliche Sprüche, wie „wenn du in dein Land gehst (sie wissen also noch nicht mal, wo wir herkommen) , dann nimmst du mich mit!“ oder „ My wife wann heiraten wir denn endlich“. Solche arroganten Bemerkungen strengen einen echt an. Wenn man dann mal kontert, mit seinem pseudo- Ehering in deren Gesichtern herumfuchtelt, oder ihnen mal zu Abwechslung nicht den Namen, den Wohnort oder die Telefonnummer sagt, dann verstehen sie die Welt nicht mehr und es fallen Sätze, wie „ aber ich bin doch ein Polizist ( du musst mir das doch geben)!“
In solchen Situationen wird mir immer wieder klar, wieso die Ghanaer ihre Polizisten nicht ernst nehmen. „Die einzigen, die hier für Ruhe sorgen können sind die Soldaten. Auf die Polizei hört doch keiner“. Oftmals werden sie belächelt. Zahlen muss man trotzdem.
Eine andere Geschichte, die mir ein Nachbar erzählte:
Ein Mann passiert mit seinem Taxi die Polizeisperre. Der Polizist hält ihn an, verlangt 30 Cedi von ihm. Der Fahrer hat aber keine 30 Cedi. Er sucht sein ganzes Geld zusammen und kommt auf rund 15 Cedis, die er dem Polizisten anbietet. Der will aber nicht 15, sonder 30 und droht damit, wenn er sie nicht bekomme, dann müsse der Mann sein Auto stehen lassen. Weil der Fahrer aber wirklich keine 30 Cedi hat, entschließt er sich dazu, sein Fahrzeug an der Polizeisperre zu lassen und in die Stadt zu laufen. Am Ende des Tages kommt er wieder zurück. Der Polizist fragt ihn, ob er jetzt die 30 Cedis zusammen hat. Daraufhin der Taxifahrer „ du wolltest die 15 Cedis, die ich hatte nicht haben, ich kann auch nicht einfach aus 15 30 machen. Ich habe also mein Auto hier gelassen, bin in die Stadt gegangen, habe meine Sachen erledigt und nun habe ich 1 Cedi übrig!“. Und weil der Polizist das nicht auf sich sitzen lassen wollte, verlangte er lächerlicher weise noch den letzten Cedi des Mannes.
Eine dritte Sache:
Im April kam Stinas Familie zu Besuch nach Ghana und ich durfte für eine Woche mit durch den Süden touren. Es wurde ein Auto gemietet und ein Fahrer dazu. Einen Nachmittag wurden wir geblitzt ( wir waren wirklich nicht sehr viel zu schnell) und die Polizei stoppte uns. Was sie sich bei dem Anblick des Autos, das mit Weißen voll besetzt war gedacht haben müssen, dass kann sich auch wohl jeder denken.
Die Strafe, die ein Ghanaer eigentlich bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung dieser Art bezahlen muss , muss so zwischen 10-15 cedi liegen. Da der Jeep aber voll mit den „reichen“ Weißen war, stieg der Preis gleich mal auf satte 300 Cedis an. 300 Cedis, oder der Fahrer wandert ins Gefängnis, oder zumindest auf der Polizeiwache. Unglaublich. Das wäre auf jeden Fall n ziemlich sattes Taschengeld für die Polizisten gewesen. Nach langer Diskussion und hin und her konnte die Herrschaften doch noch ein wenig gnädig gestimmt werden und letztendlich wurden 50 Cedis übergeben. Viel zu viel, aber weil man in solchen Momenten einfach machtlos ist, muss man sooft klein bei geben, auch wenn alle Beteiligten wissen, dass das, was grade passiert, nicht richtig ist. Unser Fahrer erklärte uns später auch noch, wieso er seinen originalen Führerschein nie zur Kontrolle an die Polizei weitergibt, sondern immer nur eine Kopie. Die Polizei geht nämlich so weit, dass sie vorgibt, sich den Führerschein ansehen zu wollen und ihn dann einkassiert, um ein Druckmittel zu haben, um das zu bekommen, was sie wollen.
Meine vierte und letzte Geschichte, die einen nur zum Kopfschütteln zwingt:
Hier in Ghana gibt es vor allem auf den abgelegenen Straßen und eher Nachts, also Tags immer wieder Raubüberfälle. In einer Nacht wurde also mal wieder ein Bus überfallen und ausgeraubt. Die Busgesellschaft meldete sich beim Militär, um ein paar Soldaten zu verständigen (weil auf die Polizei nicht so wirklich Verlass ist). Diese kümmerten sich auch darum und trafen zeitig an dem Ort des Geschehens ein, nahmen alle Hinweise entgegen, versuchten die Diebe zu stellen und machten sich währenddessen daran, die umliegenden Polizeisperren zu informieren, welches Auto sie anhalten sollten, um die Diebe zu fangen. Tatsächlich passierten die Diebe mit dem Auto eine der Polizeisperren. Die Polizei hielt dieses auch an, jedoch gab es wohl eine dicke Summe Schmiergeld und somit ließen die Polizisten die Diebe einfach weiterfahren. Ohne irgendwas zu machen. Keine Strafe, keine Festnahme. Als die Soldaten, die zu dieser Zeit im Einsatz waren dies mitbekamen gab es ein heiden Theater. Ich für meinen Teil kann die Soldaten wirklich gut verstehen. Wie kann jemand, der es zur Aufgabe hat, seinem Land und seinen Leuten zu helfen, für Ordnung und Gerechtigkeit einzusetzen , so bestechlich sein?!

Dienstag, 12. April 2011

Auf ins Paradies!

Wir Mädels waren im Urlaub....ja, endlich hatten wir es geschafft, mal in den Süden zu kommen.
Wir waren in Accra ( der Hauptstadt), in Cape Coast und Butre:
Hummer =)

ich und Stina am vermüllten Strand von Accra

Trommelstunde mit Martin

Kochtöpfe

unser einziger Ein- und Ausweg zur Lodge in Butre


Blick auf den Regenwald am Strand vor der Lodge 

auch in Butre wurde wieder getrommelt


Slums am Strand in Accra



unsere Sandburg



rechts: unser Boot wartet, um uns auf dem Fluss durch den Regenwald zu führen




Cape Coast Castle (hinter einer riesen Stahltür tat sich dieses Bild auf )...

Fischernetze so weit das Auge reicht
Kokosnussschlürfen in Butre


Dienstag, 5. April 2011

take it easy !

Ein Text über die afrikanische Gelassenheit: auf unserer Hinreise sind wir mit einem Kleinbus gefahren. Auf dem Weg haben wir zwischendurch immer noch Menschen eingesammelt. Man kann also am Straßenrand stehen und die Busse ran winken. Da stand also eine Frau mit Kind auf dem Rücken am Straßenrand. Gepäck hatte sie auch dabei. Unser Taxifahrer war ein bisschen zu schnell unterwegs und musste, weil er die Frau erst übersehen hatte, wieder ein paar Meter zurück fahren. Dabei übersah er den Koffer der Frau und fuhr mit dem ganzen Bus drüber. Aber anstatt sich aufzuregen oder herum zu schreien schmunzelte die Frau nur. Die Menschen im Bus fassten sich an die Köpfe, wie der Busfahrer das jetzt schon wieder hinbekommen hat und gut war die Sache. Die Menschen nahmen es mit Humor. Und auch als der Koffer der Frau etwas gequetscht aussah, machte sie keinen Ärger. Das liebe ich so an Ghana. Die Menschen hier können sich sehr gut selbst auf die Schippe nehmen und versuchen selbst aus solchen Situationen das Positive raus zuziehen, denn stellt euch mal vor, es wäre das Kind gewesen, über das das Trotro drüber fuhr?!...da ist der Koffer ja nur halb so schlimm ;).
Es macht auch nichts, wenn man mal zwischen 5 und 6 Stunden darauf wartet, dass der Bus endlich losfährt. Man kann sich ja anders beschäftigen. Zum Beispiel kann man sich mit seinen Nachbarn übers Wetter unterhalten, mit der Frau, die Brot verkauft über Namen diskutieren oder dem Eisverkäufer seine Lebensgeschichte erzählen. Da gibt es viele Möglichkeiten. Und wenn es dann nach ca 6 Stunden warten endlich losgeht, dann muss der Bus erst mal noch tanken. Aber solange im Bus währenddessen auf voller Lautstärke Bob Marley läuft und dabei ein Untermieter im Gang steht, der irgendein flüssiges, grünes Zeug aus Reagenzgläsern verkauft, hält man den Zwischenstopp auch noch aus!
Man sieht, es geht hier in Ghana nicht nur ums Warten und geduldig sein, sondern auch darum, die Dinge so zu nehmen, wie sie sind.
Auch wenn man mit dem Bus fährt und der Kofferraum ( der natürlich von Anfang an schon nicht mehr richtig schließen kann) bei voller Fahrt plötzlich aufgeht und dein Gepäck auf die Straße fällt, dann bin ich mittlerweile selbst froh, dass es nicht die Hinterbank war, auf der ich saß, sondern nur die Tasche aus dem Kofferraum. Ja, denn bei den Bussen hier muss man jedes Mal sowieso sehr froh sein, wenn man die Fahrt heile überlebt. Deswegen wunders es mich mittlerweile auch nicht mehr, wenn sich am Anfang der Fahrt oft jemand findet, der ein Stoßgebet an den lieben Gott betet und alle im Bus laut „AMEN!“ rufen. Wenn man dann beim Beten den Kopf senkt, dann weiß man auch ganz genau, warum und weshalb man das grade tut, denn schaut man auf den Boden, so wird einem doch prompt immer wieder bewusst, wie heikel die Situation werden kann. Wieso? Naja, wenn ich bei der Fahrt zu meinen Füßen gucke und den Straßenboden sehe, da der Boden des Busses nicht mehr ganz so neu ist, oder wenn ich mich an dem Vordersitz festkrallen muss, damit mein Klappsitz, den ich mir mit meinem Nachbarn teile fast aus den Fugen bricht, oder meine Füße, die ich auf dem heißgelaufenen Motor abstellen muss, in den billig Flipflops fast verbrennen und ich alle 2 Minuten meine Fußstellung wechseln muss , damit ich keine Brandblasen bekomme, oder der Bus einen leichten Rechtstick hat, weil er auf dem linken Vorderrad auf der Felge fährt.....ach, da könnte ich euch noch eine Menge aufzählen. Jedenfalls braucht man für solche Fahrten, die man beinahe täglich macht, viel Gelassenheit, das könnt ihr mir glauben!
Oft klappt hier auch einiges nicht so,wie man es sich vorgestellt hat. Ich war grade kurz davor ( geplant hat ) zu schreiben, aber „planen“, das Wort nehme ich schon lange nicht mehr in den Mund, weil dieses Wort für Menschen hier sozusagen ein Fremdwort ist. Ich stelle mir zum Beispiel vor ( weil ich ja nicht plane) , ich wollte heute gerne nach Wa fahren, um Geld von meinem Konto abzuholen. Ich stehe also früh, gegen 5 auf, um das erste Trotro zu bekommen, was so zwischen 6 und 7 kommt, manchmal auch 8. Eigentlich. Leider sitze ich bis 9 an der Station, was eigentlich ziemlich unnatürlich ist und treffe jede Menge Menschen, die mich einladen, nochmal eben dahin oder dorthin mitzukommen. Da man ja nicht unhöflich sein will, verlässt man also widerwillig nach 3 Stündiger Wartezeit die Station und folgt dem oder der neuen Bekannten, wobei man bemerkt, das natürlich genau in diesem Moment der Bus an der Station hält! „jetzt ist auch zu spät“, denkt man sich und reißt sich innerlich zusammen, sich nicht so zu ärgern, dass es fürs Gegenüber offensichtlich wird, denn das wäre die schlimmste Sache, die man machen könnte. Ich gehe also mit. Wohin mich meine Reise führt? Na klar doch! Zur Hairdresserin ….super^^. Ich verpasse also meinen langersehnten Bus, um beim Friseur zu landen, der mir zu Guter Letzt auch noch Rastazöpfe flechten will, für die man ca 4-6 Stunden braucht. Ich lehne höflich ab, denn dafür habe ich um Gottes willen nun wirklich keine Zeit. Trotzdem darf ich nicht eher gehen, ohne zu versprechen, so schnell wie möglich wieder zu kommen, obwohl ich nie davon geredet habe, mir Rastazöpfe flechten lassen zu wollen. Aber ich muss es versprechen und dabei ist es der freundlichen und leicht penetranten Frau auch völlig egal, was ich eigentlich will. Es zählt also mein Versprechen, sonst, so weiß ich es mittlerweile aus Erfahrung, gibt es Ärger, denn mit so was nehmen es die Ghanaer ganz genau!Es geht also zurück zur Station und glücklicher weise findet sich schnell ein Bus( natürlich nicht ohne die oben genannten Merkmale aufzuweisen), der mich um 10 Uhr nun endlich nach Wa bringt. Und als ob ich nicht schon genug Zeit gebraucht hätte, bin ich auch noch an einen besonders altersschwachen Bus geraten, was mir nach ca 5 Minuten Fahrt im Schritttempo bewusst wird. Na das kann ja was werden. Zum Glück ist mein Sitznachbar sehr gesprächig und textet mich ununterbrochen zu, will mich am Ende sogar heiraten und erst recht meine Nummer haben. Das kennen wir schon und ich weiß mich geschickt aus der Situation zu retten indem ich meine linke Hand hebe, an der sich an meinem Ringfinger ein „Ehering“ befindet. Damit fuchtle ich dem gut 40 Jahre älteren, potentiellen Ehemann so lange im Gesicht rum und schüttle dabei den Kopf, bis die Menschen im Bus anfangen zu schmunzeln und eine Diskussion auf Dagaare entfacht, die natürlich über mich ist, die ich aber leider nicht verstehe. Ich lächle höflich, bin innerlich aber auf 180. Bitte, bitte, lass uns bald in Wa sein!
Angekommen in Wa laufe ich geradewegs zur Bank, denn ganz eigentlich muss ich um 12 schon wieder in Nadowli sein, was eigentlich unmöglich ist. Aber weil mich in diesem Moment eh nix mehr unter Druck setzten kann, bin ich ruhig Blut und schlendere zur Bank anstatt zu rennen, denn schwitzen tue ich eh schon genug.
Vor dem Geldautomaten natürlich wieder das altbewährte Problemchen: ES kommt kein Geld! Und was macht man da? Nix- abwarten. Kenne ich ja schon. Nach einer weiteren halben Stunde kommt endlich ein Bankangestellter und rettet mich aus meiner Situation. Ich fahre wieder nach Hause. Diesmal geht es sogar ziemlich schnell und mein Transportmittel weist wenig Mängel auf, abgesehen von der Bustür, die man von innen nicht öffnen kann und die man in die Fuge drücken muss, damit diese nicht raus fällt.
Ein kurzer Zwischenfall noch: da der Bus zu voll ist, muss einer der Passagiere mit dem Busdach vorlieb nehmen, doch dann kann es los gehen.
Auf halber Strecke bleibt der Bus stehen....was ist denn jetzt schon wieder?!
Wir müssen umsteigen, denn nichts geht mehr. Auch das kann schon mal passieren und alle in diesem Bus wissen genau: take it easy, denn ankommen wirst du schon irgendwie und sich zu ärgern bringt dich auch nicht weiter. Also bleiben wir alle locker und nutzen die Zeit für Gespräche und Tanzeinlagen , denn all die Geduld, die man hier übt, und auch die in unseren Augen vielleicht oftmals „verlorene Zeit“, ist ein Geschenk, auch wenn man als Europäer oftmals erst davon überzeugt werden muss.

Dienstag, 15. Februar 2011

Wusstet ihr schon….


  • .-          dass bei 43,9°C das Fieberthermometer aufgibt
  • -          dass ich zum Duschen erstmal einen 17 Kilo Eimer zum Klohaus schleppen muss
  • -          ich schon mal mehr als eine Woche ohne fließend Wasser/ Wasser ausgekommen bin
  • -          dass ich Motorrad fahre
  • -          wusstet ihr schon, dass ich Fufu (lokales Essen) stampfen kann
  • -          dass ich meine Sachen in Blechschüsseln wasche
  • -          oder das mir letztens eine widerliche, giftige Spinne namens „Yayu“ beim Schlaf über meinen Kopf gelaufen ist
  • -          dass ich öfters mal Parasiten in mir züchte
  • -          dass ich meinen alten Spitznamen „KA“ auch in Afrika weiterführe du noch weitere, wie „water is life“ oder „Kakao“ dazugekommen sind
  • -          dass in meinem Hof ein Mangobaum steht
  • -          dass ich, wenn ich morgens aus dem Fenster schaue Lehmhäuser sehe
  • -          dass ich schon Monate keine festen Schuhe mehr anhatte (mit 2 Ausnahmen)
  • -          dass ich zum nächsten Geldautomaten eine Stunde fahren muss
  • -          dass ich meine Zähne und mich unter freiem Himmel wasche
  • -          dass meine Nachbarn ganz nett sind und Stockbrot mögen
  • -          dass ich auf Steinboden pinkeln muss
  • -          dass die Grundschule für ein Kind hier umgerechnet ca 75 Cent kostet (für 3 Monate) die Frauen hier aber an 10 verkauften Brote grade mal 50 Cent verdienen
  • -          dass ich schon mindestens 20-30 potentielle Ehemänner habe
  • -          dass ich keinen Fernseher, kein Radio und kein Internet im Haus habe
  • -          dass wir auf offenem Feuer kochen
  • -          dass einem die Kinder immer alles aus den Händen reißen, um dir beim tragen zu helfen
  • -          dass ein halber Liter Wasser 2,5 Cent kostet
  • -          dass ich mit Kohlensäure nicht mehr so gut klarkomme
  • -          dass ich schon mal ganze 4 Tage nichts gegessen habe
  • -          dass man sich hier maßgeschneiderte Kleider inklusive Stoff ab 3-4 Euro machen lassen kann
  • -          dass ich fast blond bin
  • -          dass ich keine Probleme habe mehrere Nächte auf dem Boden, bei voller Lautstärke und überall zu schlafen
  • -          dass ich den Schwanz eines 3 Meter langen  Krokodils hochgehoben und festgehalten habe und immer noch lebe ;)
  • -          dass ich fast blond bin
  • -          dass man als weißer (Nassala) nicht 50 Meter gehen kann, ohne angesprochen zu werden
  • -          dass mir meine Arbeit mit den Waisenkindern unglaublich viel Spaß macht
  • -          dass es nur 4 weiße (inkl. Franzi und mir) in meiner Stadt gibt
  • -          dass ich mit einem der Hausmädchen immer Sojamilch mache
  • -          dass Christian und ich einen dritten ghanaischen „Zwilling“ haben
  • -          dass mich beim schreiben dieses Eintrags Fliegen nerven
  • -          dass ich gesehen habe, wie ein Hund zum Essen getötet wurde und ein Schwein und Ziegen und Hühner
  • -          dass ich Schweinegedärme und Reste aus einem Riesen Blechtopf überm Feuer esse,  es mich nicht stört und sogar lecker finde
  • -          dass wir im Familienhaus 6 Wachhunde haben
  • -          dass ich Dinge ohne festhalten auf dem Kopf tragen kann
  • -          dass Noah rückwärts krabbelt
  • -          dass es hier viele schlechte, aber auch genauso viele gute Zeiten gibt
  • -          dass meine Muttermale ein Zeichen für afrikanisches Blut in meinen Adern sind
  • -          dass jeder eine Aloeverapflanze in seinem Zimmer haben sollte
  • -          dass ich euch vermisse ( und ihr mich auch?!)
  • -          dass ich schon bald wiederkomme

Mittwoch, 2. Februar 2011

Lang ist’s her…


Noah


Stina und ich


Joe, mein kleiner Bruder und ich




Nakpanduri







Weihnachtsschmaus gegrillt = Ziege




Jeff, Joe, Ephraim und Jessy, meine 4 afrikanischen Brueder














Erst einmal ein frohes neues Jahr an alle, die ich bis jetzt noch nicht gesprochen habe.
Ich hoffe ihr hattet einen schönen Start ins neue Jahr und könnt mir verzeihen, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe.
Anfang Dezember bin ich mit Franzi in die Nachbarstadt Nadowli gezogen. Dort haben wir erst einmal für 2 Wochen in einem Gasthaus gewohnt. Warum ziehen wir in ein Gasthaus in der Nachbarstadt?.... Ganz einfach, unser Arbeitsplatz liegt in Nadowli und deswegen macht es ja Sinn, dorthin zu ziehen. Das kennt ja wohl jeder „Wie schön es wäre, nah an dem Büro, nah an der Praxis oder ganz allgemein: nah an seinem Arbeitsplatz zu wohnen“.
Für 2 Wochen wohnten wir also im „Worldvision Haus“, fanden neue Freunde, erlebten viele neue Dinge, fuhren durch die Dörfer und kümmerten uns zudem noch um unser neues „Adoptivkind“ Noah Anabandire- Ganaa Nazieng.
Noah übernahmen Franzi und ich am selben Sonntag, an dem wir nach Nadowli umzogen und seitdem ist nichts mehr wie es vorher war. Wie befestigt man das Kind auf seinem Rücken, wie oft muss man es füttern, wie oft wickeln. Zu Anfangs hat Noah unser Leben hier echt durcheinander gebracht, aber mittlerweile haben ihn alle furchtbar lieb gewonnen. Ständig werden wir auf der Straße oder bei Freunden gefragt, wie es dem Kind geht „ A bie be song?“ (wie geht’s dem Kind), „ a be song!“ (dem Kind geht’s gut). Und ihm geht es wirklich gut. Grade eben bin ich mit Lena zum Krankenhaus gefahren und wir haben mit ihm einen AIDS- Test gemacht, der gegen alle Erwartungen und Befürchtungen NEGATIV ausfiel.
Aber kommen wir zurück zum Dezember.
Nach unseren 2 Wochen im Guesthouse in Nadowli zogen Franzi und ich für kurze Zeit wieder nach Jirapa. In unserem alten Zuhause traf sich nämlich die ganze Familie. 18 Menschen lebten zu dieser Zeit in unserem Haus, ein einmaliges Erlebnis.
Es begann die Weihnachtszeit und pünktlich dazu auch der Stress für vor allem unsere Gasteltern, die viele Dinge und ein Programm für mehrere Tage in der Kirche planen mussten.
Weihnachten, wie sieht das Weihnachtsfest eigentlich aus, in Ghana? Tja, wenn ich jetzt ganz ehrlich bin, kann ich es überhaupt nicht sagen. So ein richtiges Weihnachtsfest, wie wir es in Deutschland haben, habe ich hier nicht mitbekommen. Eine Bescherung gab es auch nicht, dafür aber am 26. den sogenannten „Boxingday“. An diesem Tag sammelt man kleine Geschenke (wirklich nur Kleinigkeiten) bei seinen Freunden ein. Wir Deutschen haben für den Boxingday Kekse gebacken. Also schnell mit der Deo- und Colaflasche den Teig ausgerollt und ab in den Kohleofen geschmissen. Selbst gebackene Kekse gibt es hier oben anscheinend nicht und deshalb haben sie auch großen Anklang gefunden. So großen, dass bis zum Boxingday, für den sie eigentlich bestimmt waren, gar keine mehr übrig blieben ;)…naja, immerhin hat es allen geschmeckt!
Da unsere Familie um die Weihnachtszeit so viel um die Ohren hatte, mussten wir unser Weihnachten auf den 28. Dezember verschieben. Aber auch das ist kein Problem, denn wir sind ja mittlerweile alle sehr spontan und flexibel geworden. Franzi und ich jedenfalls haben unser Weihnachtsfest auf dem Motorrad verbracht. Wir sind einfach losgezogen, haben den erstbesten Buschweg gen Westen zur Grenze von Burkina Faso genommen und haben den Wind um die Ohren genossen.
Nach Weihnachten kommt dann bekanntlich Silvester und in der Nacht vom 31. auf den 1. sind wir morgens um 4 Uhr los -> REISEN!
Ja, endlich hatte sich mal ein bisschen mehr als eine Woche zeit gefunden, um ein wenig durchs Land zu reisen. Ziel dieser Reise war der Norden ( Nakpanduri), wo wir zwei weitere Freiwillige unserer Organisation und die Eltern unserer „Mama“ besuchten.
Leider wurden 3 von uns Freiwilligen (inklusive mir) am Morgen vor der 12 stündigen Abreise krank. Ich sag euch, das wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht! Eine Autofahrt mehr als 12 Stunden, die meiste Zeit durch den Busch über die Puckelpiste, während einem schlecht ist und man mit Erbrechen kämpft, ist nicht grade der schönste Abschluss einer Reise. Stina und Franzi ging es nach der Ankunft in Jirapa zwar noch nicht perfekt, aber immerhin besser, nur ich lag noch eine knappe Woche im Bett. Was wir hatten, das können wir nur vermuten. Parasiten womöglich und ich vielleicht noch zusätzlich Malaria, denn ich lag 4 Tage ohne irgendetwas zu mir nehmen zu können im Bett =(…keine schöne Zeit.
Da ich nach unserer Reise so krank war, musste auch unser Endgültiger Umzug nach Nadowli warten.
Mit einer Woche Verspätung zogen wir also am Samstag dem 15. Januar in unsere „eigene Wohnung“. Naja, eigentlich sind es unsere „eigenen 2 Räume“. Hier in Nadowli ist es sehr schön und wir fühlen uns super wohl. Unsere Nachbarn sind alle sehr nett und wir haben hier mehr Freiheiten. Unser Haus muss man sich so vorstellen: Ein Hof in der Mitte und drum rum ein einstöckiges Gebäude, bestehend aus einzelnen Zimmern. Zwischendurch ein Tor als Eingang, alles nicht sehr groß. Trotzdem ist es hier sehr gemütlich, in der Mitte unseres Hofes steht ein Mangobaum und wir sind viel an der frischen Luft. Zähneputzen macht man draußen, zusammen mit den Nachbarn, kochen ebenfalls, genauso, wie waschen und aufs Klo gehen. Das fördert die Gemeinschaft ungemein und ich weiß, dass ich es in Deutschland sehr vermissen werde, diese Art „Dauercamping.