Dienstag, 12. April 2011

Auf ins Paradies!

Wir Mädels waren im Urlaub....ja, endlich hatten wir es geschafft, mal in den Süden zu kommen.
Wir waren in Accra ( der Hauptstadt), in Cape Coast und Butre:
Hummer =)

ich und Stina am vermüllten Strand von Accra

Trommelstunde mit Martin

Kochtöpfe

unser einziger Ein- und Ausweg zur Lodge in Butre


Blick auf den Regenwald am Strand vor der Lodge 

auch in Butre wurde wieder getrommelt


Slums am Strand in Accra



unsere Sandburg



rechts: unser Boot wartet, um uns auf dem Fluss durch den Regenwald zu führen




Cape Coast Castle (hinter einer riesen Stahltür tat sich dieses Bild auf )...

Fischernetze so weit das Auge reicht
Kokosnussschlürfen in Butre


Dienstag, 5. April 2011

take it easy !

Ein Text über die afrikanische Gelassenheit: auf unserer Hinreise sind wir mit einem Kleinbus gefahren. Auf dem Weg haben wir zwischendurch immer noch Menschen eingesammelt. Man kann also am Straßenrand stehen und die Busse ran winken. Da stand also eine Frau mit Kind auf dem Rücken am Straßenrand. Gepäck hatte sie auch dabei. Unser Taxifahrer war ein bisschen zu schnell unterwegs und musste, weil er die Frau erst übersehen hatte, wieder ein paar Meter zurück fahren. Dabei übersah er den Koffer der Frau und fuhr mit dem ganzen Bus drüber. Aber anstatt sich aufzuregen oder herum zu schreien schmunzelte die Frau nur. Die Menschen im Bus fassten sich an die Köpfe, wie der Busfahrer das jetzt schon wieder hinbekommen hat und gut war die Sache. Die Menschen nahmen es mit Humor. Und auch als der Koffer der Frau etwas gequetscht aussah, machte sie keinen Ärger. Das liebe ich so an Ghana. Die Menschen hier können sich sehr gut selbst auf die Schippe nehmen und versuchen selbst aus solchen Situationen das Positive raus zuziehen, denn stellt euch mal vor, es wäre das Kind gewesen, über das das Trotro drüber fuhr?!...da ist der Koffer ja nur halb so schlimm ;).
Es macht auch nichts, wenn man mal zwischen 5 und 6 Stunden darauf wartet, dass der Bus endlich losfährt. Man kann sich ja anders beschäftigen. Zum Beispiel kann man sich mit seinen Nachbarn übers Wetter unterhalten, mit der Frau, die Brot verkauft über Namen diskutieren oder dem Eisverkäufer seine Lebensgeschichte erzählen. Da gibt es viele Möglichkeiten. Und wenn es dann nach ca 6 Stunden warten endlich losgeht, dann muss der Bus erst mal noch tanken. Aber solange im Bus währenddessen auf voller Lautstärke Bob Marley läuft und dabei ein Untermieter im Gang steht, der irgendein flüssiges, grünes Zeug aus Reagenzgläsern verkauft, hält man den Zwischenstopp auch noch aus!
Man sieht, es geht hier in Ghana nicht nur ums Warten und geduldig sein, sondern auch darum, die Dinge so zu nehmen, wie sie sind.
Auch wenn man mit dem Bus fährt und der Kofferraum ( der natürlich von Anfang an schon nicht mehr richtig schließen kann) bei voller Fahrt plötzlich aufgeht und dein Gepäck auf die Straße fällt, dann bin ich mittlerweile selbst froh, dass es nicht die Hinterbank war, auf der ich saß, sondern nur die Tasche aus dem Kofferraum. Ja, denn bei den Bussen hier muss man jedes Mal sowieso sehr froh sein, wenn man die Fahrt heile überlebt. Deswegen wunders es mich mittlerweile auch nicht mehr, wenn sich am Anfang der Fahrt oft jemand findet, der ein Stoßgebet an den lieben Gott betet und alle im Bus laut „AMEN!“ rufen. Wenn man dann beim Beten den Kopf senkt, dann weiß man auch ganz genau, warum und weshalb man das grade tut, denn schaut man auf den Boden, so wird einem doch prompt immer wieder bewusst, wie heikel die Situation werden kann. Wieso? Naja, wenn ich bei der Fahrt zu meinen Füßen gucke und den Straßenboden sehe, da der Boden des Busses nicht mehr ganz so neu ist, oder wenn ich mich an dem Vordersitz festkrallen muss, damit mein Klappsitz, den ich mir mit meinem Nachbarn teile fast aus den Fugen bricht, oder meine Füße, die ich auf dem heißgelaufenen Motor abstellen muss, in den billig Flipflops fast verbrennen und ich alle 2 Minuten meine Fußstellung wechseln muss , damit ich keine Brandblasen bekomme, oder der Bus einen leichten Rechtstick hat, weil er auf dem linken Vorderrad auf der Felge fährt.....ach, da könnte ich euch noch eine Menge aufzählen. Jedenfalls braucht man für solche Fahrten, die man beinahe täglich macht, viel Gelassenheit, das könnt ihr mir glauben!
Oft klappt hier auch einiges nicht so,wie man es sich vorgestellt hat. Ich war grade kurz davor ( geplant hat ) zu schreiben, aber „planen“, das Wort nehme ich schon lange nicht mehr in den Mund, weil dieses Wort für Menschen hier sozusagen ein Fremdwort ist. Ich stelle mir zum Beispiel vor ( weil ich ja nicht plane) , ich wollte heute gerne nach Wa fahren, um Geld von meinem Konto abzuholen. Ich stehe also früh, gegen 5 auf, um das erste Trotro zu bekommen, was so zwischen 6 und 7 kommt, manchmal auch 8. Eigentlich. Leider sitze ich bis 9 an der Station, was eigentlich ziemlich unnatürlich ist und treffe jede Menge Menschen, die mich einladen, nochmal eben dahin oder dorthin mitzukommen. Da man ja nicht unhöflich sein will, verlässt man also widerwillig nach 3 Stündiger Wartezeit die Station und folgt dem oder der neuen Bekannten, wobei man bemerkt, das natürlich genau in diesem Moment der Bus an der Station hält! „jetzt ist auch zu spät“, denkt man sich und reißt sich innerlich zusammen, sich nicht so zu ärgern, dass es fürs Gegenüber offensichtlich wird, denn das wäre die schlimmste Sache, die man machen könnte. Ich gehe also mit. Wohin mich meine Reise führt? Na klar doch! Zur Hairdresserin ….super^^. Ich verpasse also meinen langersehnten Bus, um beim Friseur zu landen, der mir zu Guter Letzt auch noch Rastazöpfe flechten will, für die man ca 4-6 Stunden braucht. Ich lehne höflich ab, denn dafür habe ich um Gottes willen nun wirklich keine Zeit. Trotzdem darf ich nicht eher gehen, ohne zu versprechen, so schnell wie möglich wieder zu kommen, obwohl ich nie davon geredet habe, mir Rastazöpfe flechten lassen zu wollen. Aber ich muss es versprechen und dabei ist es der freundlichen und leicht penetranten Frau auch völlig egal, was ich eigentlich will. Es zählt also mein Versprechen, sonst, so weiß ich es mittlerweile aus Erfahrung, gibt es Ärger, denn mit so was nehmen es die Ghanaer ganz genau!Es geht also zurück zur Station und glücklicher weise findet sich schnell ein Bus( natürlich nicht ohne die oben genannten Merkmale aufzuweisen), der mich um 10 Uhr nun endlich nach Wa bringt. Und als ob ich nicht schon genug Zeit gebraucht hätte, bin ich auch noch an einen besonders altersschwachen Bus geraten, was mir nach ca 5 Minuten Fahrt im Schritttempo bewusst wird. Na das kann ja was werden. Zum Glück ist mein Sitznachbar sehr gesprächig und textet mich ununterbrochen zu, will mich am Ende sogar heiraten und erst recht meine Nummer haben. Das kennen wir schon und ich weiß mich geschickt aus der Situation zu retten indem ich meine linke Hand hebe, an der sich an meinem Ringfinger ein „Ehering“ befindet. Damit fuchtle ich dem gut 40 Jahre älteren, potentiellen Ehemann so lange im Gesicht rum und schüttle dabei den Kopf, bis die Menschen im Bus anfangen zu schmunzeln und eine Diskussion auf Dagaare entfacht, die natürlich über mich ist, die ich aber leider nicht verstehe. Ich lächle höflich, bin innerlich aber auf 180. Bitte, bitte, lass uns bald in Wa sein!
Angekommen in Wa laufe ich geradewegs zur Bank, denn ganz eigentlich muss ich um 12 schon wieder in Nadowli sein, was eigentlich unmöglich ist. Aber weil mich in diesem Moment eh nix mehr unter Druck setzten kann, bin ich ruhig Blut und schlendere zur Bank anstatt zu rennen, denn schwitzen tue ich eh schon genug.
Vor dem Geldautomaten natürlich wieder das altbewährte Problemchen: ES kommt kein Geld! Und was macht man da? Nix- abwarten. Kenne ich ja schon. Nach einer weiteren halben Stunde kommt endlich ein Bankangestellter und rettet mich aus meiner Situation. Ich fahre wieder nach Hause. Diesmal geht es sogar ziemlich schnell und mein Transportmittel weist wenig Mängel auf, abgesehen von der Bustür, die man von innen nicht öffnen kann und die man in die Fuge drücken muss, damit diese nicht raus fällt.
Ein kurzer Zwischenfall noch: da der Bus zu voll ist, muss einer der Passagiere mit dem Busdach vorlieb nehmen, doch dann kann es los gehen.
Auf halber Strecke bleibt der Bus stehen....was ist denn jetzt schon wieder?!
Wir müssen umsteigen, denn nichts geht mehr. Auch das kann schon mal passieren und alle in diesem Bus wissen genau: take it easy, denn ankommen wirst du schon irgendwie und sich zu ärgern bringt dich auch nicht weiter. Also bleiben wir alle locker und nutzen die Zeit für Gespräche und Tanzeinlagen , denn all die Geduld, die man hier übt, und auch die in unseren Augen vielleicht oftmals „verlorene Zeit“, ist ein Geschenk, auch wenn man als Europäer oftmals erst davon überzeugt werden muss.