Donnerstag, 26. Januar 2012

"was ich liebe ".... (Post von 2010)
...Das sind die kleinen, aber feinen Unterschiede, die einem täglich begegnen und schmunzeln lassen und machen, dass man sich glücklich fühlt. Ganz einfache Dinge, die normalerweise von wenig Wert sind, oder zumindest oft übersehen werden.
Ich kann es nicht genau benennen, dieses Glücksgefühl, aber ich weiß die Dinge, die mich zum lachen und zum weinen bringen, die mich wütend machen und die mich liebevoll stimmen, dass diese Dinge ein Teil davon sind.
Bevor ich hier hin gekommen bin hatte ich keine Vorstellungen, keine Erwatungen in dem Sinne. Jeder hat doch Erwartungen. Aber ich hatte sie irgendwie nicht. Ich war einfach in Deutschland, genauso, wie ich jetzt einfach hier bin. Und genau das ist es , was zu meinem Glück beiträgt- ich lebe einfach. Ich gehe auf in Dingen, in denen ich vorher nie vermutet hätte aufzugehen. Es sind die kleinen Dinge, nicht die großen, die glücklich machen. Das vergessen wir in unserer geld- und erfolgsorientierten Gesellschaft sehr schnell- leider.
Es ist nicht immer alles einfach, aber es ist genauso wenig immer alles schwer. Man sollte positiv denken, sei etwas noch so schlimm, nach vorne blicken. Das hab ich gelernt und es ist super!
Wenn ich morgens aufstehe und am Vortag Brot fürs Frühstück gekauft habe, dann ist es vermutlich an diesem Morgen schon gar nicht mehr da. Aber was macht das schon, wenn man sich ein zweites Mal auf sein Rad schwingt und das morgendlich Treiben in Jirapa beobachten kann? Mit Menschen sprechen kann und dabei frische Luft bekommt?!...was macht es schon aus, wenn man Messer benutzen könnte, aber einfach immer Teelöffel zum Brot bestreichen benutzt, weil es halt so ist? …oder mit den Händen isst? …Was spricht eigentlich gegen eine eiskalte Dusche am Morgen? Wieso immer warmes Wasser?
Wofür braucht die Welt dauernd Strom, wenn es abends im Kerzenschein oder draußen unterm Sternenhimmel viel gemütlicher ist? Was nützt fließend Wasser, wenn man auch keines haben kann und stattdessen einen Morgenspaziergang durch die hintersten Dörfer macht, dabei Gespräche führen kann und mit Menschen am Brunnen sitzt und sich Geschichten erzählt?
Wofür braucht jeder ein Auto, oder zwei, oder gar drei, wenn die Fahrt in die nächste Stadt zwar länger dauert, aber dafür unterhaltsamer ist?
Braucht man denn unbedingt einen Fernseher? Man kann doch auch draußen in der Sonne sitzen, lesen und sich bräunen lassen.
All diese Dinge, die wir Zuhause für selbstverständlich nehmen, sind hier keineswegs selbstverständlich. Für die einen mag es nervig sein, auf das Ein oder Andere verzichten zu müssen, oder mal zurückzustecken, aber was uns glaub ich allen bewusst geworden ist, ist die Tatsache, dass wir diese kleinen Unterschiede insgeheim lieben, denn sie machen das Leben zwar nicht grade einfacher, aber dafür lebens-/ liebenswert.
Meine Waisenkinder in Nadowli haben sogar noch weniger. Manche haben kein Zuhause, keine Familie, kein Essen oder nicht genug Wasser. Manche sind blind, es fehlt ihnen ein Arm, oder sie können nicht richtig laufen, lesen oder schreiben. Trotzdem begegnen sie mir bei jedem Treffen mit einem Lächeln und freuen sich auf den bevorstehenden Tag. Und ich lächle zurück, weil mich es glücklich macht, sie zu sehen und ihre Geschichten zu teilen, seien sie noch so erschütternd. An alle meine Spender und an alle, die vielleicht noch spenden wollen, ich und vor allem die Kinder sind euch sehr dankbar, dass ihr einen Teil von eurem Leben dazu beitragt, diesen Kindern zu helfen. Heute konnte ein Mädchen (Halbwaise), deren Schule bereits im August begonnen hatte, das erste Mal zur Schule gehen. Vor 2Wochen saß sie noch mit mir in unserm Wohnzimmer und hat geweint und sich dafür geschämt, dass sie weinte. Gestern kam sie und hat gelacht, über beide Ohren. Das war ihr persönliches Glückserlebnis. Und auch ein bisschen meins.
Ein blindes Mädchen ist in meiner Gruppe. Unter ca 140 Waisenkinder ist sie eine von zwei übriggebliebenen, die im Moment keine Schule besuchen kann, weil das Geld fehlt. Ein schlimmes Schicksal, was mich sehr berührt hat, denn ihre Mutter ist blind, ihr Vater ist tot, ihre Tante, die sich um sie kümmert ist ebenfalls blind, genauso, wie ihr Onkel. Sie hat keine Krankenversicherung und ihre Augen wurden noch nie von einem Arzt begutachtet. Trotz ihrer Behinderung kommt die ganze Familie, zu jedem Treffen und legt dabei teilweise einen weiten Weg zurück. Nächste Woche werde ich ein Bild von Loveliest auf meine Blogseite stellen. Es ist nicht im Interesse der Organisation (okay, vielleicht im gewissen Sinne schon ein bisschen) …aber ich würde mich sehr freuen, wenn ihr meinen Beitrag lest und genauso von ihrem Schicksal berührt seid wie ich und ganz speziell für sie spenden wollt. Ich werde auch noch weitere Dinge über sie erzählen und sie zu ihrer Schule und nach hause begleiten, um zu helfen, soweit es mir möglich ist.
Ich hoffe, dass ich euch meine Erfahrungen und Gedanken in meinen Blogeinträgen gut vermitteln kann und freue mich übrigens sehr, dass ihr so fleißig meine Seite lest ;)…!

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